Osteopathie – Ein Weg zur sanften Heilung in Aachen
Entwicklung
Die Osteopathie ist eine sanfte Heilmethode die mit den Händen ausgeführt wird. Entwickelt hat sie der amerikanische Arzt Dr. Andrew Taylor Still vor mehr als 125 Jahren. Seit den 7oer Jahren des letzten Jahrhunderts ist die Osteopathie in das medizinische Versorgungssystem Amerikas gleichberechtigt neben dem normalen Medizinstudium integriert. Mittlerweile gibt es in den USA 19 osteopathische Universitäten, die Zahl der osteopathischen Ärzte beläuft sich auf etwa 45000. Anfang des 20.Jahrhunderts erreichte die Osteopathie England, ab den fünfziger Jahren gelangte sie nach Holland, Belgien und Deutschland. Im Gegensatz zu unseren Nachbarländern Holland und Belgien ist diese Behandlungsmethode in Deutschland noch nicht offiziell anerkannt.
Die Philosophie
Die osteopathische Philosophie beruht auf vier Prinzipien:
- Der Körper ist eine ganzheitliche Einheit aus Körper, Geist und Seele.
- Der Körper verfügt über Selbstheilungskräfte und Selbstregulationsmechanismen.
- Der Körper besteht aus Gewebestrukturen, deren Form und Funktion untrennbar
miteinander verbunden sind. - Die osteopathische Therapie ist eine Synthese aus den drei vorangegangenen Prinzipien.
Wesentlicher Bestandteil der osteopathischen Philosophie ist die Fähigkeit Selbstheilungskräfte im Körper aktivieren zu können. Die Osteopathie geht davon aus, dass jeder Körper mit natürlichen Korrekturmechanismen aus gestattet ist. Dr. Still war von den Körperkräften, die auch notwendige eigene Heilmittel produzieren, überzeugt. Heute ist es wissen schaftlich bewiesen, dass tatsächlich enorm viele körpereigene heilende Stoffe existieren oder hergestellt werden können. (Bsp. für entsprechende Hormone und Enzyme: Endorphine = körpereigenes Opium, Serotonin = sog. „Glückshormon“, Glukokortikoide = u.a. antientzündliche Wirkung). Solange der Körper gut ausbalanciert ist, kann er Störungen aus eigener Kraft beseitigen. Ist diese Kompensationsfähigkeit durch ein Gewebeungleichgewicht, mangelhafte Ernährung, Fehlstellung von Knochen, einseitige dauerhafte Muskelverspannungen erschöpft, können die Heilkräfte nicht mehr optimal wirken. Emotionale Probleme, soziale Spannungen, Dauerstress können die Selbstheilungskräfte ebenfalls lähmen.
Betrachtungs- und Wirkungsweisen
Die Osteopathie bedient sich verschiedener Denkmodelle (Bilder), um die Zusammengehörigkeit der Körperbestandteile zu illustrieren. Die strukturellen Bestandteile unseres Körpers also Knochen, Muskeln, Nerven, innere Organe und das Bindegewebe stehen in einer Wechselbeziehung zueinander. Hier kommt dem Bindegewebe eine Schlüsselposition zu, da es eine überragende Stellung als Melde-und Regulationsgewebe besitzt. Kein Sauerstoffmolekül, kein Nährstoff, kein Hormon oder Enzym kommt an einer Passage durch das Bindegewebe vorbei. Über das Bindegewebe sind somit alle Gewebestrukturen miteinander verbunden. Bestimmte Organe stehen über anatomische Strukturen wie Fascien, Sehnen, Bänder, Gefäß-Nerven-Bündel in Verbindung. Sie können Ketten bilden, die als „Straßen“ für die Ausbreitung von Störungen verantwortlich sind. Unabhängig von diesen Verbreitungswegen können sich Gewebestörungen, Fehlspannungen Ungleichgewichte direkt in das Nachbargewebe fortsetzen. Der Osteopath kann bereits an der Hautoberfläche durch den veränderten Hautkontakt erkennen, was sich in tieferen Schichten abspielt (hier finden sich auch Parallelen zur Chirotherapie, Atlastherapie und Neuraltherapie mit ihrer Störfeldsuche). Der Osteopath ist in der Lage Barrieren aufzuspüren, diese zu beseitigen und die normale Gewebebeweglichkeit wiederherzustellen. Oft müssen nur wenige in seltenen Fällen reicht die Therapie einer Schlüsselbarriere aus, um die Selbstheilungskräfte kaskadenartig anzustoßen. Wichtig für das Verständnis ist, das die einzelnen Körperstrukturen sich also wie ein gigantisches Räderwerk einander bedingen und die Ursachen von blockierten, gestörten oder schmerzenden Regionen in davon weit entfernten Körperregionen liegen können. Wer also mit einem akuten Schiefhals oder einer chronischen Lumbago (Rückenschmerzen) kommt, wird von oben bis unten untersucht und es wird versucht alle Blockierungen und Beeinträchtigungen wieder zu richten, auch wenn sie sich nicht schmerzhaft äußern.
Die drei osteopathischen Therapiesysteme
Man unterscheidet drei verschiedene Systeme:
das parietale, das viscerale und das craniosacrale System.
1. Das parietale System
Parietal leitet sich vom lateinischen Wort“paries“ (die Wand) her und bezeichnet das Stützsystem im Körper. Zum Stützsystem gehören Knochen, Muskeln, Sehnen und Bänder. Dr. Still begann mit seiner Methode im parietalen System, seine Schüler fügten diesem die viszerale und craniosacrale Therapie hinzu. Somit ist das parietale System die Basis der osteopathischen Philosophie. Auf dieser Behandlungsebene arbeitet auch die Chirotherapie, allerdings mit anderen zum Teil härteren Techniken.
2. Das viszerale System
Viszeral stammt von dem lateinischen Begriff „viscera“ ab und bedeutet „Eingeweide“. Zum viszeralen System zählt man die inneren Organe mit ihren bindegewebigen Hüllen und Platten, das zugehörige Gefäßsystem mit Blut und Lymphe sowie das Nervensystem. Neben dem craniosacralen gibt es auch einen viszeralen Rhythmus, die Eigenbeweglichkeit der Organe (Motilität). Die meisten inneren Organe sind an bindegewebigen Strängen im Bauchraum derart aufgehängt, dass eine maximale Beweglichkeit gewährleistet ist. Einschränkungen des Gleitverhaltens entstehen u. a. durch Entzündungen, Operationen und Organvergrößerungen. Ernährungsgewohnheiten, Stressfaktoren, Bewegungsmangel und andere Umwelteinflüsse können sich in besonderem Maße als Spannungsveränderungen im Bereich der inneren Organe niederschlagen. Störungen des Darmgefüges können neben Beschwerden auch die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
3. Das craniosacrale System
Craniosacral kommt ebenfalls aus dem Lateinischen: „cranium“ ist der Schädel und os sacrum ist der „heilige Knochen“, das Kreuzbein. Die craniosacrale Technik wurde von Dr. Sutherland (1873-1954) einem Schüler von Dr. Still entwickelt. Diese Methode be- handelt den Patienten vom Schädel bis zum Kreuzbein und ist eine sehr sanfte Form. Sie beruht auf der Beobachtung, dass die Gehirnflüssigkeit (Liquor) rhythmisch pulsiert. Diese rhythmischen Schwingungen (sechs- bis zwölfmal pro Minute) werden vom Osteopathen ertastet und er versucht die einzelnen Schädelknochen minimal gegeneinander zu bewegen.
Neben Erläuterungen zur Wirkung der osteopathischen Behandlung und einem Fallbeispiel erläutert ein Video auch die Sichtweise des BDOÄ zur ärztlichen Osteopathie.